Das Föhrer Reetdach(haus)

Reetdachhaus in Utersum auf Föhr
Typisches Reetdachhaus auf der Insel Föhr

In den nordfriesischen Gefilden ist Reet ein Rohstoff, der immer mehr Zuspruch von Hauseigentümern und kaufwilligen Interessenten erhält. Dabei galt Reet lange Zeit als verpönt. Es war viel schicker, sein Haus mit einer Dachpfanne eindecken zu lassen und sei es die Frankfurter Pfanne aus Beton. In Nordfriesland und selbst auf der Insel Föhr gab es viele Felder, wo Reetbauern ihr Reet jährlich ernten konnten. Auf Föhr gibt es inzwischen keine geeigneten Reetfelder mehr, sie sind schlichtweg zu klein. Da die Nachfrage gestiegen ist, wird heute das Reet überwiegend aus der Türkei, Rumänien und selbst China und Südafrika importiert. Die Erntezeit erfolgt i. d. R. nach dem ersten Jahresfrost.

Das besondere am Reet ist nicht nur seine Dämmeigenschaft. Sie ermöglicht dem Haus im Sommer eine kühlende und im Winter eine wärmende Isolierung zu verleihen. Eine zusätzlich von innen angebrachte Hinterlüftung dient als weitere Isolierung. Dadurch wird die Feuchtigkeit abgeführt und macht das Reetdach länger haltbar. Auch ist ein mit Reet gedecktes Haus besser gegen die hier nicht selten vorkommenden Stürmen geschützt. Das Reet bietet dem Wind keine Angriffsmöglichkeiten. Der Wind weht durch die einzelnen Halme und Reetbunde hindurch und bietet zudem den Vorteil, daß er das Reetdach wieder schneller abtrocknen läßt, ähnlich wie ein Föhn.

Die Haltbarkeit eines Reetdaches hängt oftmals von der Qualität des Reets ab. Oftmals beklagen Reetdachdecker und Bauherren, daß das verwendete Reet schimmelig sei. Die Gründe dafür können unterschiedlich sein. Eine vorzeitige (vor dem ersten Frost) Reeternte hat sehr wohl Einfluß auf die Qualität. Bauherren sollten bei der Planung ihres Hauses darauf achten, daß der Neigungswinkel des Daches mindestens 45 ° beträgt. Dadurch gelangt die Feuchtigkeit (Regen und Schnee) schneller vom Reetdach. Im normalen Fall kann davon ausgegangen werden, daß ein Reetdach bei entsprechender Pflege rund 40 Jahre hält.

Ein Reetdach sollte regelmäßig durch einen Dachdecker geprüft und gepflegt werden. Zur Pflege zählen u. a. Entfernung von Moos, Gräsern und Tannennadeln. Das Moos speichert bekanntlich Feuchtigkeit und je länger das Reet feucht ist, desto schädlicher ist das. In den Dachkehlen sieht man teilweise Gräser wachsen. Auch diese müssen entfernt werden. Reetdächer können selbstverständlich auch nur teilweise ausgebessert und/oder gestopft werden und müssen nicht, wie oft gedacht wird, komplett erneuert werden.

Reetdächer haben zu den Hartdächern in den Herstellungskosten nur einen geringen Preisunterschied pro Quadratmeter. Dafür liegen sie in der Prämie für die Gebäudeversicherung rund drei Mal so hoch wie ein Hartdach von der gleichen Größe. Dennoch ist es immer wieder schön, ein Reetdach anzuschauen.

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