Für ein gewaltiges Gebäude wurde 1929 im südwestlichen Teil der Insel Föhr der Grundstein gelegt. Genauer gesagt, ist hiermit das heutige Reha-Zentrum in Utersum gemeint. Es ist der größte zusammenhängende Gebäudekomplex der Insel Föhr. Der Arzt Dr. Gmelin hatte die Idee für den Bau eines Kurheims. Es sollte ein Gebäude zur Erholung von Kurgästen sein, die Probleme mit ihren Atemwegen haben. Das Haus wurde für 90 Kurgäste ausgelegt. Die Gäste waren überwiegend Jungen und Mädchen, die durch das Reizklima der Nordseeluft eine Heilung erfahren sollten. Dr. Gmelin verfügte zwar über das Grundstück, konnte den Bau des Gebäudes aber nicht umsetzen, da er nicht über genügend Eigenmittel verfügte und er keine Finanzierer auftun konnte. Daraufhin hat Dr. Häberlin in der damaligen R. f. A. Berlin einen Interessenten für das Grundstück und Vorhaben gefunden.
Eigens für die Bauvorbereitungen hat man eine Seebrücke errichtet, da die Transportwege von Wyk nach Utersum nicht geeignet waren und es zudem kostengünstiger war. Eine Vielzahl von Frachtkähnen landete an der Seebrücke an, um Baumaterialien und Einrichtungsgegenstände zu löschen. Nach dem der Bau abgeschlossen war, hat man am verbleibenden Ende der Brücke eine Liegehalle errichtet. Mit etwas Schutz gegen Wind und Regen konnten die Kurgäste an dieser Stelle die frische Meeresluft inhalieren. In dem Kurgelände wurde ein Park mit schlängelnden Fußwegen angelegt, dazu Tannen und Laubbäume verschiedener Art gepflanzt.
In den Kriegsjahren bezogen Zöllner das Dachgeschoß. Sie hatten hier ihre Wachräume, von denen sie einen optimalen Blick auf die See und sogar übers Land bis nach Wyk hatten. Die Aufgabe der Zöllner bestand darin, daß sie die feindlichen Truppen schnell ausfindig machen sollten. 1944 wurde diese Arbeit niedergelegt. Auch ein Lazarett wurde in den Räumlichkeiten der Kurklinik in der Kriegszeit errichtet. Am Dach des Hauptgebäudes hat man zu Beginn des Krieges Rote-Kreuz-Symbole angebracht.
Ab 1945 kamen überwiegend Patienten ins Haus, die an Tuberkulose erkrankt waren. Dazu hat man das Haus komplett abgeschirmt und mit großen Hinweisschildern auf die Ansteckungsgefahr hingewiesen. 1955 übernahm die B. f. A. Berlin als Nachfolger der R. f. A. das Haus mit ihrer Einrichtung. 1957 hatte man erkannt, daß Tuberkulose eine Krankheit ist, die sich bewältigen läßt. Und so kam es, daß man sich wieder der ursprünglichen Idee annahm, die zur Heilung von Atemwegserkrankungen Anwendungen fand. Das Haus wurde für diesen Zweck modernisiert und umgebaut. Neben diesen Umbauten hat man ein reines Bettenhaus in den sechziger Jahren neu gebaut. Somit war es möglich, daß nun 165 Erholungssuchende gleichzeitig aufgenommen werden konnten.
In den Jahren 1988-1992 nahm man abermals eine Erweiterung des Gesamtkomplexes vor. Nun finden inzwischen 192 Patienten in modernen Einzelzimmern ihren Platz. Die weiteren Gebäude, die auf dem Gelände stehen, dienen überwiegend dem dort beschäftigten Personal als Dauerwohnraum. Seit 2005 heißt die Klinik „Reha-Zentrum-Utersum“ und ist auf die beiden Fachgebiete der Lungen- und Atemwegserkrankungen sowie der Onkologie spezialisiert. Die Klinik zählt zu den größten Arbeitgebern der Insel Föhr und beschäftigt rd. 120 Menschen.
Datenquelle: 650 Jahre Utersum, Ein Inseldorf gestern und heute, Autor: Karl Heinz Lorenzen
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