"Preise gehen nicht in den Keller"

Wie schätzt Eibe-Schönberg-Immobilien den Immobilienmarkt auf der Insel Föhr ein?

Eibe Schönberg im Gespräch mit der Tageszeitung "Der Insel Bote" mit Bastian Fröhlig vom 7. Dezemberg 2022

Eibe Schönberg hält die Auszeichnung des Magazins „Focus“ in der Hand.
„Deutschlands Top-Immobilienmakler 2022“ steht da rauf. Es ist die mittlerweile fünfte Auszeichnung für den Föhrer. „Das macht mich zu Recht sehr stolz und mir ist auch bewusst, dass man für diese Auszeichnung eine qualitativ gute Leistung erbringen muss“, erläutert der gelernte Bürokaufmann und studierte Betriebswirt.

Dabei gibt er eigentlich nicht viel auf Auszeichnungen: „Der Großteil der Maklerkollegen steht darauf, wenn sie eine Zertifizierung erhalten. Die meisten Kunden wissen aber gar nicht, was dahintersteckt. Die Focus-Auszeichnung finde ich gut, weil Focus ein Begriff ist.

Schönberg ist seit 1995 selbstständig, lebt und kennt die Insel. „Was mir in die Hände spielt, ist die Tatsache, als Einheimischer am Markt zu sein“, ist Schönberg überzeugt. Man kennt sich und er kennt die Insel. Das hilft auch oft, die entscheidende Frage von Neu-Insulanern zu beantworten, die wissen wollen, wie sie sich integrieren können. Schönbergs Antwort: „Seien Sie nicht schlauer als die Föhrer selbst. Dann klappt es.“

In den mehr als 20 Jahren hat sich der Immobilienmarkt auf Föhr verändert – und befindet sich gerade jetzt wieder im Wandel. „Ich habe angefangen, als gerade eine Blase gekommen ist. Es gab viele Immobilienangebote, die Nachfrage war sehr gering“, erinnert sich Schönberg. "Man hat den roten Teppich ausgerollt, wenn überhaupt ein Kunde hereinkam", sagte Eibe Schönberg über seine Anfangszeit 1995.

Um 2010 herum habe sich das gewandelt. Auf Föhr wurde der Immobilienmarkt vom Käufer- zum Verkäufermarkt. „Die Preise sind so unangenehm gestiegen, dass Einheimische nicht mehr die Chance hatten, eine lokale Immobilie zu kaufen“, berichtet Schönberg. Das sei teilweise bis heute so.

"Käufer, die sich hier ihren Zweit- oder Erstwohnsitz besorgen, kaufen eher gebrauchte Immobilien. Einheimische bauen meistens in den von den Gemeinden ausgewiesenen Baugebieten, in denen Erbpachtland vergeben wird“, sagt Eibe Schönberg über den Immobilienmarkt auf Föhr. Er könne sich nicht erinnern, wann der letzte Föhrer bei ihm gekauft habe. Viele Kunden kommen vom Festland. „Es ist auffallend, dass man kaum Bestandsimmobilien an Einheimische verkaufen kann“, sagt er.

Die Nachfrage bei Bestandsimmobilien sei derzeit etwas gebremst – durch den Krieg in der Ukraine, die Energiekrise, steigende Zinsen und Inflation. „Meine erste Finanzierung war mit 7,6 Prozent Zinsen. Vier Prozent sind da noch lachhaft“, sagt Schönberg. Man habe aber sich an Niedrigzinsen gewöhnt. Das Geld sitze nicht so locker. Mit einer Ausnahme: „Bei exklusiven Immobilien ist es ziemlich egal, weil die Käufer das Geld auf der Tasche haben. Sie sind auch zurückhaltender, aber schneller in ihrer Reaktion.“

„Höhere Zinsen und höhere Tilgung - das kann bei der Finanzierung einer Immobilie problematisch werden“, ist Schönberg überzeugt. Der Markt wandle sich wieder zum Käufermarkt. Bei vielen Immobilien habe er massive Preisnachlässe beobachtet – teilweise um bis zu 26 Prozent. „Solange wir den Krieg noch haben, die Rohstofflieferungen nicht richtig gesichert sind – egal von welcher Seite – kann ich mir nicht vorstellen, dass wir wieder zum Verkäufermarkt kommen“, prognostiziert Schönberg. Er ist aber auch überzeugt: „Wenn sich die Preise 2023 stabilisiert haben, kann ich mir vorstellen, dass die Nachfrage und die Preise wieder steigen könnten.“ "Wir werden es auf Föhr nicht erleben, dass die Preise durch den Keller gehen. Dafür ist die Insellage zu interessant. Das Angebot zu begrenzt." wagt einen einen Blick in die Glaskugel.

Er kann sich an einen Fall erinnern, wo er eine Immobilie rund 15 Jahre nach dem Kauf unter dem damaligen Kaufpreis verkauft hat. „Das war auch noch für einen Schwaben“, sagt Schönberg lachend. „Er hat damals aber den richtigen Preis bezahlt. Der Markt hatte sich nur verändert.“

Viele Verkäufer böten Immobilien zu teuer an – auch Maklerkollegen. „Wer eine Immobilie kaufen will, beobachtet den Markt und weiß, was gezahlt wird. Da kann man keine Mondpreise aufrufen“, ist Schönberg überzeugt. Die Wertermittlung zählt er zu seinen Stärken – und das Vermeiden von Fallstricken. „Als Makler sind wir gesetzlich verpflichtet, uns weiterzubilden“, erläutert er. 20 Stunden Weiterbildungen müssen Makler in drei Jahren nachweisen. Wer gleichzeitig verwaltet und makelt, muss 40 Stunden nachweisen können. „Für meinen Geschmack ist das viel zu wenig, wenn wir mit mehreren Hunderttausend Euro oder Millionen herumhantieren. Wir haben eine hohe Verantwortung“, betont Schönberg.

Aus Unwissenheit könnten Verträge platzen – da könne schon ein fehlender Energieausweis beim Erstgespräch reichen. „Ich versuche immer, Kaufvertrag so rechtssicher wie möglich abzuschließen. Privatanbieter wissen oft nicht, wie man Fallen umgeht. Wenn es dann zum Streit kommt, suchen die Anwälte das Haar in der Suppe.“ Ein Thema, das Schönberg immer wieder begleitet: die Frage nach Vermietung an Feriengäste. „Das machen sie alle hier“, sei die typische Antwort. „Das hilft mir nicht. Ich erkundige mich dann beim Bauamt, denn das kann nicht Aufgabe des Käufers sein“, sagt Schönberg. Gleiches gelte für Umbau oder Anbauten. „Die Nutzung der Gebäude wird oft missachtet. Das kann ein Fallstrick für Privatpersonen werden. Das lernen wir in Seminaren. Viele machen sich aber keinen Kopf darüber. Daher ist es sinnvoll, einen Makler zu beauftragen, auch wenn viele meinen, sie können mal eben ein Haus verkaufen.“

 

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