Küstenhochwasserschutz ist für die Nordseeinsel Föhr ein großes Thema, doch das Gleiche gilt für die Hansestadt Hamburg.

Was verbindet Hamburg mit der Insel Föhr?

Küstenschutz in Hamburg? Auch wenn die Metropole mit der Elbe einen Zufluss zur Nordsee hat, liegt die Stadt etwa 100 Kilometer von der Nordseeküste entfernt. Und doch hat diese Wasserstraße bis zur Staustufe in Geesthacht auch Ebbe und Flut, ist also tideabhängig. So sind die Hochwasserschutzanlagen entlang der Elbe auf Hamburger Stadtgebiet auch Küstenschutzbauwerke.

Um auch künftigen Herausforderungen des Hochwasserschutzes gerecht zu werden, wurden bereits viele Varianten des Schutzes ausprobiert. Es wurde viel aus der Vergangenheit gelernt. Doch vor allem durch die Klimaerwärmung wird den Hamburgern die Arbeit auf jeden Fall nicht ausgehen. Um Menschen, Gebäude und Werte zu schützen, dürfen die Verantwortlichen niemals ruhen.

Sturmfluten – Wenn das Wasser bis vor die Tore Hamburgs gedrückt wird…
Warum benötigt die norddeutsche Hafenstadt besonders viel Schutz vor einem nahenden Flutereignis? Tobt an der Nordsee ein Sturm, kommt es auf die Windrichtung und den Stand von Sonne und Mond an, ob es die Freie Hansestadt Hamburg auch betrifft. Starker Wind schiebt die Wassermassen zunächst in Richtung Nordseeküste. Wind und Flut können gewaltige Wassermassen in die Tideelbe drücken. Eine Sturmflut droht. Die Lage der Hansestadt im Strömungsspaltungsgebiet der Elbe mit seinen tiefliegenden Marschen gefährdet Menschenleben.

Hamburg hat 1825, 1855 und 1962 besonders zerstörerische Sturmfluten erlebt. Nun ist es eine generationenübergreifende Daueraufgabe, die Stadt zu schützen. Viele Millionen Euro haben die Maßnahmen in den letzten Jahren verschlungen. Und die Hochwasserschutzanlagen prägen auch das Stadt- und Landschaftsbild. Hochwasserschutzwände, Deiche, Schleusen, Sperrwerke, Tore, Polder und ein Warften-Konzept im Stadtteil HafenCity sollen Schutz bieten. Die Deichanlagen wachsen immer mehr in die Höhe und werden ständig optimiert. Viele Gebiete wären ohne Schutzmaßnahmen gar nicht bewohnbar. So würde die Elbinsel Wilhelmsburg ohne Schutzwälle zwei Mal täglich unter Wasser stehen.

Es hat eine lange Tradition, Schutzanlagen anzulegen. Die öffentliche Hauptdeichlinie umfasst 78 km aus Erddeichen. Hochwasserschutzwände und 77 Kreuzungsbauwerke, wie Schleusen, Sperrwerke, Schöpfwerke und Tore.

Für die HafenCity wurde ein besonderes Hochwasserschutzkonzept entwickelt. Das Gebiet liegt vor der öffentlichen Hochwasserschutzlinie. Das Leben und Arbeiten am Wasser sollte so möglich werden.

Hochwasserschutzwände:
Diese Bauwerke sind für die städtische Architektur eine Aufgabe. Sie sind so angelegt, dass Deichverteidigungsstraßen als Promenaden für Fußgänger und Radfahrer nutzbar wurden. Auch im Bereich St. Pauli beim Fischmarkt gibt es eine Schutzwand und auch vor den Teichtorhallen sollen Wände Schutz bieten.

Deiche:
Drei Viertel der öffentlichen Schutzlinie bestehen aus Erddeichen. Zusätzlich zu den Hauptdeichen gibt es weitere 39 km, die als zweite Deichlinie hinter Sperrwerken liegen. Die Elbdeiche sind anspruchsvolle Bauwerke. Sie müssen nicht nur Belastungen durch Hochwasser, sondern auch durch Wellengang aushalten können.

Warften:
Aus Erde werden künstliche Siedlungshügel gebaut, die bei Sturmflut Schutz bieten sollen. Sie wurden weit vor dem Deichbau als Hochwasserschutz genutzt. Bei der HafenCity wurde auf das Warften-Modell zurückgegriffen. Verbreitet sind Warften zum Beispiel in den westdeutschen Marschgebieten und auf den Halligen. Fleete wurden zur Entwässerung der Grundstücke ausgehoben. Mit dem Material war der Bau von Deichen möglich. Die Warften sind Teil des privaten Hochwasserschutzes.

Hochwasserschutzanlagen als Besuchermagnet:
Flutschutzwände oder grüne Deiche dienen ausschließlich dem Schutz vor Hochwasser. Mehrfach genutzte Anlagen kosten natürlich mehr Geld. Das Elb-Boulevard am Baumwall wurde auf einer Länge von 625 Metern so umgestaltet, dass die Verbindung zwischen Hochwasserschutz und städtebaulich anspruchsvoller Architektur eindrücklich gezeigt werden kann.

In Finkenwerder lädt die Hochwasserschutzanlage mit ihren Treppen zum Verweilen ein. Von hier können Spaziergänger den Blick auf die Elbe genießen. Zwischen den Landungsbrücken und dem Niederhafen entstand eine moderne Hochwasserschutzwand, die zugleich als Flaniermeile mit Blick auf Elbe und den Hafen gestaltet wurde.

Flutschutz-Tore:
An einigen Stellen Hamburgs sind Flutschutztore nötig. Sie sind elektrisch und hydraulisch betrieben und auch wenn sie nicht die beste Schutzvariante sind, ermöglichen sie in ruhigen Zeiten die Durchfahrt von Autos, Bahnen, Rädern und die Nutzung von Fußwegen. Sie müssen so lange offenbleiben, bis das Gebiet evakuiert werden muss. Ein Beispiel dafür ist das elektrische Schiebetor an der Brooksbrücke, die über den Zollkanal führt und die Innenstadt mit der Speicherstadt verbindet. Insgesamt befinden sich je nach Lage fünf verschiedene Typen im Einsatz. Das größte Schiebetor mit 16 Metern Breite und 4,3 Metern Höhe steht im Bezirk Harburg an der Moorburger Straße. Das längste das Tor an der Sachsenbrücke auf der Veddel. Kaum wahrnehmbar sind Klapp- und Drehtore unter anderem im Bereich des Landungsbrückengebäudes eingebaut. Mit den Schutztoren haben die Hamburger inzwischen gute Erfahrungen gemacht. Sie sind sicher und schnell zu verschließen.

Sturmflut-Sperrwerk:
Imposant ist das Sperrwerk in der Billwerder Bucht. Es spielt eine zentrale Rolle, um die Hafenanlage und das Kraftwerk Tiefstack vor Hochwasser zu schützen. Acht Tore gibt es hier. Sie sind 20 bis 35 Meter lang, mindestens 13 Meter hoch und jedes ist etwa 200 Tonnen schwer. Hydraulikzylinder helfen dabei, die schweren Kolosse im Notfall in wenigen Minuten zu schließen. Fällt der Strom aus, kommt ein Diesel-Notstromaggregat zum Einsatz.

Polder:
Einige Maßnahmen sind sogar in privater Hand. Im Hamburger Hafen und am nördlichen Elbufer im Bezirk Altona wurden sturmflutgefährdete Gebiete privat gesichert. Die Polder werden von Poldergemeinschaften verwaltet und es werden regelmäßig Übungen veranstaltet. Hier werden die Schutzanlagen getestet und nachgeschaut, ob Tore und Schieber der Anlagen funktionieren.

Deichverteidiger & Sandsackdepots:
In der Deichordnung und im Hamburgischen Wassergesetz ist die Unterhaltung und Verteidigung der Deiche und Anlagen durch die Wasserbehörde geregelt. Um für jeden Fall gerüstet zu sein, stehen in Elbnähe 12 über Hamburg verteilte Sandsackdepots bereit. 210.000 gefüllte Sandsäcke liegen hier und werden hoffentlich nicht so schnell benötigt.

Unterschiede zu den Maßnahmen auf der Insel Föhr:
In Hamburg haben die Planer inzwischen den Ansatz, dass die Hochwasserschutzanlagen zusätzlich zu ihrer Schutzfunktion das Stadtbild bereichern. Zu sehen sind solche Beispiele für einen attraktiven Aufenthaltsort für Einwohner und Touristen zum Beispiel in Finkenwerder, am Niederhafen und Binnenhafen. Wenn Hamburger von Sielen sprechen, dann meinen sie keine Deichschleuse sondern unterirdische Abwasserkanäle.

Zurück zur Übersicht