Im Jahre 1853 entschloß sich die Kirche das Pastoratgebäude in Alkersum abzureißen und an gleicher Stelle ein neues zu bauen. Akten zu diesem Vorhaben liegen vor und geben einen aufschlußreichen Einblick in die damaligen Bautätigkeiten. Das ehemalige Pastorat scheint nicht sehr baufällig gewesen zu sein; lassen wir die Akten sprechen:
CONDITIONEN ZUM ABBRECHEN DES PASTORATHAUSES IN ALKERSUM
Es wird eine Ausschreibung gemacht, zunächst für die Zimmer- und Maurerarbeit- Darin heißt es:
„Annehmer verpflichtet sich, Balken, Sparren, Latten und Rahmen niederzunehmen, wozu ihm die erforderlichen Handdienste geleistet werden, die Fenster(!) auszunehmen, die Mauern und Scheidewände am Gebäude und in den Kellern niederzunehmen, die Steine und Fliesen zu reinigen, (die Schornsteine mögen sich selbst reinigen) und nach Anweisung hinzulegen, die Nägel und anderes Eisen an dem Holzwerke auszunehmen und in einem Kasten aufzubewahren.“
Weiter: „Annehmer verpflichtet sich, das Dach über dem Wohnhause und dem Stalle abzunehmen und zusammenzubinden, wobei ihnen die erforderlichen Handdienste geleistet und die Strohbänder geliefert werden.“
Ein nachahmenswertes Vorbild für heutige Bautätigkeiten?
Bekanntlich wurde das neue Pastorat erbaut. Auffällig ist dessen Bauweise. Es gibt auf der Insel Föhr kaum ein anderes Reetdachhaus, das mit diesem in seiner Höhe und Geschossebenen vergleichbar ist. Die untere Geschossebene ist ein sog. Souterrain, dessen Deckenhöhe unter zwei Metern liegt. Damals wurde, lt. Aussagen von Zeitzeugen, in diesen Räumlichkeiten der Konfirmationsunterricht abgehalten. Das darüberliegende Geschoß, die sog. Belletage, diente reinen Wohnzwecken, dessen Räumlichkeiten für ein reetgedecktes Haus ungewöhnlich hoch sind. Das Dachgeschoß war unausgebaut.
Das Haus diente gleich zwei Pastorenfamilien als Wohnhaus. Ein Pastor war für die Gemeinden Nieblum und Borgsum zuständig, der andere für die Dorfgemeinden Alkersum, Midlum und Oevenum. Erst später wurde das Pastorat nur noch von einer Pastorenfamilie bewohnt, weil Nieblum ein eigenes Pastorat bekam und der für dort zuständige Pastor einzog. Nachdem der Zuständigkeitsbereich der Inseldörfer Alkersum, Midlum und Oevenum vom Pastorat in Nieblum übernommen wurde, beschloß die Kirche das Gebäude in Alkersum zu veräußern. Das Haus stand ein paar Jahre leer. Im Jahre 1967 wurde es von einer großen Familie zu reinen Wohnzwecken umgebaut. Bis heute befindet sich das alte Pastorat von Alkerum in Privatbesitz.
Das alte Alkersumer Pastorat auf der Insel Föhr!
Alte Pastorat von Alkersum